Edith Sundheimer kam am 28. August 1912 als Tochter von Max Meier Sundheimer und seiner Frau Martha in München zur Welt. Ihr Vater betrieb bis 1930 eine Firma für Wolle, Spitzen und Damenmode in der Neuhauser Straße. Edith wuchs gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Ilse auf. Während ihrer Schulzeit am heutigen Luisengymnasium zwischen Mai 1922 und März 1929 hatte sie besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern gute Noten.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft änderte sich das Leben von Edith Sundheimer grundlegend. Um sich für eine Emigration nach Palästina und das Leben in einem Kibbuz vorzubereiten, begann sie 1935 in Gut Winkel bei Spreenwalde in Brandenburg eine sogenannte Hachschara: Gemeinsam mit anderen Jüdinnen und Juden erwarb sie haus- und landwirtschaftliche Fähigkeiten, lernte Hebräisch, bildete sich in Palästinakunde sowie der Geschichte des Judentums fort und feierte die jüdischen Feiertage. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann Paul Semler kennen. Die beiden heirateten an Edith Sundheimers 24. Geburtstag, am 28. August 1936. Ihr ältester Sohn Rudolf Michael kam am 27. Februar 1937 in Eberswalde zur Welt, am 18. Juli 1938 folgte Tochter Doris sowie am 16. Juli 1939 Sohn Judis. Am 17. August 1941 erblickte schließlich Sohn Jona in Berlin das Licht der Welt. Trotz ihrer umfassenden Vorbereitungen gelang Edith Semler, ihrem Mann und ihren Kindern die Auswanderung nach Palästina nicht. Am 12. Januar 1943 deportierte die Gestapo sie von Berlin aus zusammen mit rund 1.200 weiteren jüdischen Frauen, Männern und Kindern in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Edith Semler und ihre vier kleinen Kinder Rudolf, Doris, Judis und Jona ermordete die SS einen Tag nach Ankunft des Zuges in den Gaskammern. Paul Semler wurde in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und wahrscheinlich dort ermordet.
Auch Edith Semlers Eltern überlebten die Shoah nicht: Ihr Vater Max Sundheimer starb 1941 im Internierungslager für Juden in Berg am Laim. Ihre Mutter Martha Sundheimer wurde am 13. Juli 1943 mit einem „Straftransport“ von München entweder nach Auschwitz oder in das Ghetto Warschau deportiert und dort ermordet. Nur Edith Semlers Schwester Ilse entkam der nationalsozialistischen Verfolgung und widmete ihrer Familie 1999 eine Page of Testimony in Yad Vashem. 2021 wurden in der Bleibtreustraße 33 in Berlin Stolpersteine für Edith Semler, ihren Mann und ihre Kinder verlegt. (Text: Barbara Hutzelman;, Lektorat: C. Fritsche)
<p>Die Standorterkennung ist fehlgeschlagen.</p><p>Bitte prüfen Sie die Standortfreigaben Ihres Browsers und/oder die Systemeinstellungen Ihres Gerätes.</p>