Emanuel Kocherthaler stammte aus Ernsbach, heute Teil der baden-württembergischen Stadt Forchtenberg. Wie sein Vater wurde er Kaufmann und ging 1902 nach München. 1904 heiratete er Rosa Falk und zog mit ihr in den dritten Stock der Bürkleinstraße 16 (heute 20). Das Haus gehörte Rosa Kocherthaler und ihren Geschwistern. Am 8. Juli 1905 kam Tochter Alice zur Welt.
Nach der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 waren auch die Kocherthalers immer stärkeren Repressionen ausgesetzt. Gemäß der „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ vom 3. Dezember 1938 mussten sie wie alle deutschen Jüdinnen und Juden ihre Wertgegenstände – das Tafelsilber und etwas Schmuck – beim Städtischen Leihamt abliefern. Erst 1940 wurde ihnen der Verwertungserlös von 147 Reichsmark überwiesen. Ebenso wie die Mieterlöse kam das Geld auf ein Sicherungskonto, auf das sie keinen Zugriff hatten. 1939 wurde die Bürkleinstraße 16 ein „Judenhaus“, in das Jüdinnen und Juden zwangsweise einquartiert wurden. Bald schon lebten hier auf engstem Raum über 72 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Alice Kocherthaler gelang es im Juni 1939, nach England und später in die USA zu emigrieren.
Am 20. Januar 1942 vertrieben die Nationalsozialisten Emanuel und Rosa Kocherthaler aus ihrer Wohnung in der Bürkleinstraße, wo sie fast vier Jahrzehnte gelebt und ihre Tochter großgezogen hatten. Sie wurden in das Übernachtungsheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Wagnerstraße 3 eingewiesen. Am 4. Juni 1942 deportierte die Gestapo beide mit dem Transport II/2 in das Konzentrationslager Theresienstadt. Dort kamen Emanuel und Rosa Kocherthaler ins „Altenheim“ in der „Kavalierkaserne“ – eine feuchte, dunkle und völlig überfüllte Unterkunft und einer der schlimmsten Orte im Konzentrationslager Theresienstadt. Emanuel Kocherthaler starb am 4. Februar 1943 an „Altersschwäche“, wie es offiziell hieß. Seine Frau Rosa erlag am 6. April 1943 den katastrophalen Bedingungen. (Text Felicia Englmann, Lektorat C. Fritsche)
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