Berta Lea Richard kam am 21. August 1866 als Tochter von David und Berta Meyer, geborene Heynemann, in Osnabrück auf die Welt. Am 24. Juni 1890 heiratete sie in ihrem Geburtsort Osnabrück den Kaufmann Adolf Abraham Richard, geboren am 24. November 1860 in Aufseß. Berta und Adolf Richard ab Oktober 1911 in der Pettenkoferstraße 37. Berta Richard war eine bedeutende soziale Wohltäterin und leitete unter anderem in der Zeit des Ersten Weltkrieges eine Näh- und Wärmestube. Zusätzlich war sie Mitglied in einem Synagogenchor und sang des Öfteren als Solistin in Gottesdiensten.
Adolf Richard betrieb einen Stickerei-Manufaktur-Großhandel und -Export. Die Firma lag in der Paul-Heyse-Straße 2-4 und beschäftigte ungefähr 60 Angestellte. Im Rahmen der „Arisierung“ jüdischer Gewerbebetriebe wurde die Firma am 1. Oktober 1938 abgemeldet. Noch im selben Monat wollten Adolf und Berta Richard von dem Architekten Alfred Weimar ein Anwesen in der Romanstraße 68 erwerben; der Vertrag trat jedoch nicht in Kraft, da Jüdinnen und Juden keine Grundstücke mehr kaufen durften. Eine Anzahlung in Höhe von 29.000 Reichsmark wurde Adolf und Berta Richard nicht zurückerstattet. Die Eheleute Richard hatte zur wohlhabenden Mittelschicht gehörte bevor der NS-Staat ihnen 1941 das gesamte Vermögen raubte.
Berta und Adolf Richard lebten seit 1938 in der Romanstraße 68, am 1. November 1940 wurden sie von dort vertrieben und mussten in eine Pension in der Kaulbachstraße 3 umziehen. Ab dem 2. Oktober 1941 kamen sie im Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Kaulbachstraße 65 unter. Am 12. März 1942 nahm sich Berta Richard zusammen mit ihrem Mann Adolf mit einer Überdosis Schlafmittel das Leben, um der drohenden Deportation nach Piaski zu entgehen. Berta Richard wurde 75 Jahre alt, Adolf Richard 81 Jahre. (Text Rosalie Knödler; Lektorat C. Fritsche)
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