Ruth Berta Pories wurde am 11. Juni 1921 in München als Tochter von Beatrice und Siegfried Pories geboren. Sie wuchs mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Margot Helene in der Viktor-Scheffel-Straße 21 auf; 1932 zog die Familie in die Ottostraße 3a. Dort betrieb Siegfried Pories ein Geschäft für Radioapparate und Grammophone. Ruth Pories besuchte von April 1931 bis März 1937 das Luisengymnasium. Ihre Mutter unterstützte sie und stand in engem Austausch zu den Lehrerinnen und Lehrern. Ruth war sehr sportlich und gehörte dem Jüdischen Turn- und Sportverein an. Ihre Mutter starb im März 1935, als Ruth 13 Jahre alt war.
Um der Verfolgung durch das NS-Regime zu entgehen, emigrierte die jüdische Familie im März 1938 nach Amsterdam und lebte dort zuletzt in der Euterpestraat 39. Siegfried Pories heiratete 1939 die aus Berlin stammende Johanna Lewinski. Ruth Pories begann in Amsterdam eine Lehre als Modistin. Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande 1940 war die jüdische Bevölkerung auch dort Verfolgung und Entrechtung ausgesetzt. In derselben Straße, in der die Familie Pories lebte, befand sich die Außenstelle der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts des Reichsführers SS (SD) unter der Leitung von SS-Sturmbannführer Willy Lages, der für die Deportationen der Jüdinnen und Juden verantwortlich war – auch für die Verschleppung von Ruth und Margot Pories. Die Schwestern erhielten wahrscheinlich am 5. Juli 1942 den Deportationsbefehl. Ob sie zu den rund 1.000 Menschen gehörten, die diesem Folge leisteten, oder ob sie bei einer Razzia am 14. Juli 1942 gefasst wurden, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurden Ruth und Margot Pories am 15. Juli 1942 mit dem ersten Transport aus Amsterdam nach Kamp Westerbork gebracht. Die letzte Wegstrecke in das Durchgangslager mussten die Menschen zu Fuß gehen. Noch am gleichen Tag deportierte die SS Ruth und Margot Pories in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Dieser erste Transport aus den Niederlanden kam am 17. Juli 1942 an. Im Sommer 1942 herrschten im Frauenlager von Auschwitz-Birkenau besonders grauenhafte Bedingungen; es gab nicht einmal Wasser. Wie lange Ruth und Margot Pories unter diesen Umständen am Leben blieben, ist unbekannt. Auch ihr Vater Siegfried Pories und seine Frau Johanna überlebten die Shoah nicht: Die SS deportierte sie im Februar 1944 nach Auschwitz und ermordete sie dort. (Text :Barbara Hutzelmann, Lektorat: C. Fritsche)
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